Läuferfeld startet zum K43
Startende zum K43 vom Sonntag (Photo: Swissalpine)

Swissalpine 2020 – Who is who der Ultra- und Langstreckenszene

Als erster grosser Schweizer Berg-Marathon mit den Corona-Rahmenbedingungen stand der Swiss Alpine Davos an. Und die 35. Austragung lieferte Geschichtsträchtiges.

Allen voran sorgte die Maskenpflicht im Stadion und somit auch auf den ersten 200 m für mediales Grossinteresse. Und auch die Rennen – erstmals verteilt auf zwei Tage – mit den limitierten Startfeldern und den langsam bekannten neuen Grundregeln aus dem Alltag verdienten Beachtung. Und, noch nie waren derart viele verschiedene Spitzenathletinnen und Athleten aus der Schweiz am Start – aus der Ultra-Szene, der Berglauf, dem OL, Gigathlon, Triathlon.

«Beglückt von derart viel Laufprominenz sind wir noch nie gewesen», freute sich Andrea Tuffli an den beiden Alpine-Wettkampftagen. Es war für ihn, den Initianten und OK-Präsidenten eine Art Abschiedsgeschenk. Künftig will er beim renommierten Anlass nicht mehr an der Front stehen.

Wie sehr er mit seiner Aussage den Nagel auf den Kopf traf, zeigt ein Blick auf die Liste der Sieger. Beim K43 am zweiten Wettkampftag zeigte der vierfache OL-Weltmeister Matthias Kyburz, über welch immense Qualitäten er als (Berg-)Läufer verfügt. Er, der im Frühling die 50-km-Laufband-Weltbestleistung an sich riss, gewann das Rennen über 42,7 km mit 1324 Höhemetern und den Pässen Scaletta und Sertig mit der Vorzeigezeit von 3:00:17 Stunden und klarem neuem Streckenrekord hochüberlegen. «Ich lief ab dem ersten Meter mein eigenes Rennen, konnte mich über die ganze Strecke pushen und bin entsprechend sehr zufrieden», sagte der 30-Jährige Berner. Verpasst hat er das Wunschziel im Hinterkopf, das Unterbieten der 3 Stunden. Dennoch, den alten Streckenrekord der Berglauf-Nationalkader-Mitglieds Jonathan Schmid verbesserte er um 10 Minuten. «Dieses Resultat eröffnet in diesem speziellen Jahr auch Perspektiven», sagt er. Gut möglich, dass Kyburz in den nächsten Monaten weiter als Bergläufer von sich reden macht.

Bei den Frauen siegte beim K43 die aktuelle Schweizer Marathon-Meisterin Natascha Baer. Sie machte Kyburz’ Doppelglück zunichte, indem sie dessen Lebenspartnerin Sarina Jenzer nach hartem Kampf besiegte. Ebenfalls als Sieger feiern lassen mit einer anderen Sportart als Basis konnten sich die Nationalteam-Langläufer Jason Rüesch (K23). Im K10-Rennen der Frauen wies die mehrfache Schweizer Leichtathletik-Meisterin Nicole Egger Langlauf-Sprint-Spezialsitin Laurin van der Graaff nach hartem Kampf in die Schranken.

Wenk, der moralische Sieger der Königsdistanz
Im Rennen über die Königsdistanz, 67,6 km mit 2606 Höhenmetern, setzte sich nach spannendem Finale bei den Männern der Italiener Riccardo Montani durch. Es war ein «schwieriges» Ergebnis. Der klar stärkste Mann während den gut sechs Wettkampfstunden war nämlich Stephan Wenk. Der Zürcher lag früh in Front. Auf dem Scalettapass nach gut einem Viertel der Renndauer folgte er aber einem falschen Weg. Fakt dazu: Der Streckenposten war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor Ort. Nach einer langen Abwärtspassage realisierte Wenk das Malheur. Der Routinier stieg querfeldein auf die Wettkampfroute hoch. Dank eines Efforts kämpfte er sich in der Folge wieder an die Spitze. Auf dem letzten Streckenviertel aber war «der Ofen plötzlich leer». Wenk lief schliesslich an dritter Position ein. Per Juryentscheid blieb es beim Klassement, Wenk aber erhielt ebenfalls die Siegprämie ausbezahlt.

Und für Corona bedingt Ausgefallenes sorgte die K78-Frauensiegerin Marcela Vasinova. Die Österreicherin traute im Vorfeld den aufgehobenen Ein- und Ausreisesperren nicht und meldete sich erst drei Tage vor dem Rennen an – aus Angst vor allenfalls vergebens bezahltem Startgeld. Umso grösser war ihre Freude über den Triumph.

Gut aufgenommen wurden die Corona-Schutzmassnahmen mit der Maskentragpflicht auf den ersten rund 200 m, dem Start und Ziel ohne Publikum und den Hygienevorschriften und -regeln vor, während und nach dem Rennen? Sie sorgten für Gesprächsstoff aber ebenso für hohe Akzeptanz. Und zu hören waren auch Stimmen, die das Ruhige, Unspektakuläre bei Start und Ziel als Pluspunkt betonten. Nur erschwerend scheint die «neue Normalität» nicht zu sein.

(gg)

zu den Ranglisten