Maja Neuenschwander bei einem Bahntraining in Tambach in Kenia
Maja Neuenschwander (Photo: Armin Flückiger)

„Kraftort“ macht Maja Neuenschwander neuen Mut

Im vergangenen Sommer musste Maja Neuenschwander (STB) für den EM-Marathon in Berlin Forfait geben. Der Grund: Ein Ermüdungsbruch im Schambein. Nun ist die Schweizer Rekordhalterin wieder voll im Training und bereitet unter anderem in Kenia ihre Frühjahrs-Wettkämpfe vor.

Passender hätte der Zeitpunkt für die Abreise nach Iten ins kenianische Hochland nicht sein können. Maja Neuenschwander dislozierte Anfang Januar genau dann nach Ostafrika, als in der Heimat tiefster Winter Einzug hielt und der Schneefall auf den heimischen Strassen und Laufwegen regelmässig seine Spuren hinterliess.

Reduktion der Gesamtbelastung

Für die bald 39-jährige Bernerin war der Gang ins Trainingslager an die Wärme aber mehr als die Flucht vor dem europäischen Winter. Er lässt sich auch als der letzte Schritt der Rückkehr in den normalen Trainingsalltag betrachten. Denn nach dem verletzungsbedingten Aus für die letztjährige EM folgte eine mehrmonatige Laufabstinenz, anfangs gar ein kompletter Trainingsausfall. „In den ersten Wochen der Verletzung musste ich erst einmal etwas Abstand vom Leistungssport-Zirkel gewinnen“, sagt Neuenschwander in der Retrospektive. „Ich brauchte einfach eine Pause.“ Diese nahm sie sich, mied jegliche Form des Trainings, verreiste in die Familienferien, ging wandern.

Der Wiedereinstieg ins Lauftraining erfolgte im November mit kurzen Einheiten, die zunächst nur aus abschnittsweisem Laufen und eingeschobenen Gehpausen bestanden. Doch der Gesundheitszustand der nationalen Marathon-Rekordhalterin (2:26:49 Stunden) entwickelte sich gut. So gut, dass sie im Dezember wieder auf dem gewünschten Laufumfang angekommen ist. Fortan wird die Gesamtbelastung der Trainings als Konsequenz aus der Verletzung aber tiefer sein als früher. „Es sollen in der Marathonvorbereitung künftig nicht mehr bis 230 oder 240 Wochenkilometer sein, sondern um die 210.“ Mit dieser Vorgabe ging sie auch den Trainingsaufenthalt in Iten an und hielt diese ein.

Rückkehr nach Den Haag

Im Januar sind im kenianischen Iten, dem Dorf, aus dem unzählige der weltbesten Läuferinnen und Läufer stammen, nicht nur Schweizer sondern Athletinnen und Athleten aus aller Welt anzutreffen. Neben ihr trainierten beispielsweise der Schweizer EM-Teilnehmer Patrik Wägeli (LC Frauenfeld) oder Marathon-Schweizer-Meister Armin Flückiger (TV Oerlikon) über mehrere Wochen dort. Auch deshalb bezeichnet Neuenschwander Iten als „Kraftquelle“. „Wie bei meinen früheren Aufenthalten gibt mir der Ort neben der Inspiration auch viel Gelassenheit“, sagt Neuenschwander. In den letzten drei Wochen habe sie viel Zuversicht tanken können, denn das Training verlief gut. Zuversicht, die ihr auf dem Weg zurück in den Wettkampf-Zirkus eine Hilfe sein soll.

Am 10. März gedenkt Neuenschwander den Halbmarathon in Den Haag (NED) zu bestreiten. Dort hatte sie vor einem Jahr ihre persönliche Bestleistung (1:10:46 Stunden) aufgestellt. Im April soll es dann an die Startlinie eines grossen Städtemarathons gehen. Nach einer gut 14 Tage dauernden Ruhephase in der Heimat reist sie Mitte Februar zunächst erneut für drei Wochen nach Iten. An den Kraftort, der ihr nicht nur auf der Flucht vor dem Winter hilft, sondern der sie zurück auf den Weg der Spitzenläuferin bringen soll.

(cg)