Claudine Berger & Andrea Huber (Photo: ZVG)

«Wir begleiten uns durch Hochs und Tiefs»

Claudine Berger (42/Ingenieurin/Lausanne) und Andrea Huber (37/Analystin/Vevey) haben die Bedeutung des Zusammenlaufens entdeckt – trotz völlig unterschiedlichem Hintergrund.

Claudine Berger und Andrea Huber, welche Bedeutung hat für euch das Laufen?
Berger: Laufen ist für mich Freiheit, Naturerlebnis, das Zurücklassen von Problemen, Laufen ist Leben im Moment – und auch Kampf gegen mich selbst an meinen Wettkämpfen.
Huber: Ich laufe erst seit vier Jahren. Ich verspüre beim Laufen keinen Druck, kann entspannen. Laufen ist eine Pause vom Alltag. Und ganz wichtig ist mir das Zusammenlaufen mit Claudine.

Warum?
Huber: Unser Hintergrund in Bezug aufs Laufen ist völlig unterschiedlich. Claudine ist für mich Vorbild und Inspiration. Sie rennt viel besser und viel mehr als ich. Dank ihr habe ich zu meinem Projekt gefunden.
Berger: Ich war so etwas wie die Anstösserin, dass Andrea zu laufen begann…
Huber: … und seither viele Kilos abnahm.
Berger: Dazu gibt es eine hübsche Geschichte. Zu Corona-Zeiten planten wir zusammen einen virtuellen Halbmarathon. Leider verrechneten wir uns bei der Planung.
Huber: Am Schluss hatten wir 26 km zurückgelegt. In dieser Zahl steckt viel Symbolik, seit ich 26 kg abgenommen hatte.

Läuft ihr regelmässig zusammen?
Huber: Ja, wir treffen uns einmal pro Woche in Ouchy, Lausanne. Um 5 Uhr, vor der Arbeit laufen wir am wunderschönen Seeufer entlang. Das sind intensive Augenblicke. Der Tag beginnt und wir tanken beide eine Menge Energie.

Wie zeigt sich das?
Berger: Da steht die Zeit still. Der Sonnenaufgang, zusammen reden, alles ruhig und lieblich, keine Menschen, dafür See, Vögel, Wasser und wir. Dieses Ritual führt zu einem perfekten Start in den Tag.
Huber: Danach scheinen die Tage viel länger.

Rein leistungsmässig passt ihr wenig zusammen…
Huber: Richtig. Da besteht ein Riesengefälle. Claudine ist unendlich viel besser.
Berger: Da kommen mir gleich die Tränen. Ja, ich kann schneller laufen. Aufs Tempo drücken kann ich, wenn ich vier oder fünf Mal die Woche alleine unterwegs bin. Aber die Läufe mit Andrea, sind die schönsten der Woche. Da geht es um mehr als ums Laufen.

Kannst du das etwas ausführen?
Berger: Mit Willen, Inspiration und Optimismus ist vieles möglich im Leben. Andrea hat dies gezeigt. Und zusammen gelingt noch viel mehr. Ich wollte und will Andrea von meiner Erfahrung etwas weitergeben…
Huber: … und das gelingt dir ausgezeichnet. Ich erinnere mich an unser erster Frühmorgenjogg. Ich nahm an: 2 bis 3 km könnte ich schaffen. Und wir liefen los, ich überlegte nichts, genoss die Stimmung, den See, den Blick auf den Jura. Und am Schluss zeigte die Uhr 10 km an. Ich konnte es nicht glauben. Ein unglaubliches Gefühl.
Berger: Das Sprichwort bestätigte sich: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Wie steht es mit Wettkämpfen?
Berger: Vor einem Jahr beteiligten wir uns gemeinsam am Marathon du Valais.
Huber: (lacht) Von wegen gemeinsam. Du liefst die 42,2 km von Sion nach Martigny, ich den Halbmarathon von Saxon. Aber lustig: Wir waren fast gleichzeitig im Ziel.

Beschränkt sich eure Sportfreundschaft allein aufs Laufen?
Huber: Überhaupt nicht. Wir versuchen auch andere Sportarten zusammen: etwa Golfspielen. Und ich begleitete Claudine ins Yoga. Ich spiele auch viel Squash. 
Berger: Und einmal testeten wir XBody Fitness. Wir waren verkabelt. Das war komisch, und wir haben viel gelacht. Wir testen ein bisschen alle Sportarten zusammen. 

Gibt es Sport-Pläne für die Zukunft?
Huber: Schon, aber da ist noch nichts spruchreif. Ich kann nur so viel sagen: Ich beschäftige mich mit neuen Herausforderungen.
Berger: Mich zieht es vom Marathon zurück zu den Trail-Rennen. Von ihnen komme ich ursprünglich. Mein Fernziel: das 42 Kilometer-Rennen des Trail Chamonix mit seinen 2600 Höhenmetern im nächsten Juni.

Was ist das Bereichernde eurer Sport-Freundschaft?
Berger: Wir begleiten uns durch Hochs und Tiefs. Wenn wir zusammen unterwegs sind, wächst unsere Freundschaft. 
Huber: Und das Rennen verbinden wir mit Reisen in Europa. Zuletzt waren wir in Mailand. Das Schöne bei uns: Haben Claudine oder ich eine ausgefallene Idee, ist die andere immer dabei. Das Laufen ist für uns beide wie das Wegbeamen auf eine Zeit-Insel. Es ermöglicht Abstand zum Alltag, zu Familie und Arbeit. 

Das Gespräch mit Claudine Berger und Andrea Huber führte Jörg Greb

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