Diego Torriani (Photo: Diego Torriani)
Diego Torriani (Photo: Diego Torriani)

„Ich reflektiere und gebe das Erlebte und Erkannte weiter.“

Diego Torriani ist leidenschaftlicher Läufer. Dieses Jahr hat er die esa-Leiter Running sowie esa-Leiter Trailrunning Ausbildung absolviert. Wie sah diese Ausbildung aus? Und was hat sich für ihn seitdem geändert?

Diego Torriani, Du hast dich im Sommer zum esa-Leiter Running sowie esa-Leiter Trailrunning ausbilden lassen. Was war die Absicht dahinter?
Diego Torriani: Meine Absicht und Motivation bestand darin, mehr über den Laufsport zu erfahren und somit meine grosse Leidenschaft zu reflektieren. Diesen Wunsch sah ich in den Leiterkursen nachhaltig erfüllt.

Wie lief diese Fachausbildung ab?
Ich besuchte insgesamt vier, je dreitägige Module: Kernausbildung, Fachausbildung Running, Fachausbildung Trailrunning und Berglauf sowie den Vertiefungskurs mit besonderem Gewicht auf der Trainingsplanung. Diese letzte Ausbildung ist die höchste Stufe in diesem Segment auf der Erwachsenenschiene (esa). Wenn ich im Januar die Prüfung bestehe, bin ich Runningleiter II. (Weitere Informationen: https://www.swiss-running.ch/de/ausbildung/ausbildungsweg/)

Wie hast du die Ausbildung erlebt?
Sie erweiterte meinen Horizont substantiell. Hinter dem strukturierten Laufen steckt viel mehr als Schuhe schnüren, loslaufen. Ich erlebte diese Kurse – notabene als erfahrener Läufer – als enorm inspirierend.

Inwiefern?
Zum Beispiel in Bezug auf die Gruppendynamik. Diese sorgte für ein enormes Potenzial. Da sind Läuferinnen und Läufer mit demselben Hobby, mit dem sie einen beachtlichen Teil ihrer Freizeit verbringen und ihrerseits Gruppen leiten und mehr über den Laufsport erfahren möchten. Die Gespräche untereinander erlebte ich als erkenntnisreich und interessant.

Wie seid ihr informiert worden?
Unsere Trainingsleiterinnen und Instruktoren waren enorm kompetent. Ich erlebte sie als eigentliche Vorbilder bezüglich des Sports und des Laufens. Sie hatten eine sehr unterschiedliche Herkunft. Da waren Breitensportler, Toptrainer und mit Anita Weyermann ein ehemalige Weltklasseathletin. Und alle waren didaktisch, methodisch voll à jour.

Wo fanden die vier Kurse statt?
Auch das war spannend. Wir hatten drei Örtlichkeiten – zwei Mal waren wir in Magglingen. Die optimale Infrastruktur und die wunderbare Lage empfand ich als ungemein inspirierend und motivierend.

.. und?
Der Trailrunning-Kurs in Sils im Engadiin. Wir logierten in einem tollen Hotel. Die Theorie fand in der offenen Kirche Sils/Segl Maria statt. Und diese atemberaubenden Berge, welche wir mit allen Sinnen erleben durften. Da passte alles, auch zwischenmenschlich. Die Dynamik und Lernbereitschaft hätten sich in einem weniger stimmigen Umfeld weniger entwickelt.

Und der letzte Kurs?
Dieser fand in Filzbach/Kerenzerberg statt. Dieser vierte Kurs war wie das Pünktchen auf dem i. Er konsolidierte das Wissen der drei vorangegangenen Kurse.

Was hat das für eine Wirkung für dich?
Ich fühle mich heute in vielerlei Hinsicht deutlich kompetenter.

Welche Erfahrungen hast du seither gemacht als Running-/Trailrunning-Leiter?
Indem ich das Erlebte und Erkannte reflektiere und weitergebe, mache jeden Tag spannende Erfahrungen. Das Laufen mit den Gruppen ist in vielerlei Hinsicht anspruchsvoll und es gibt mehrere Aspekte zu berücksichtigen, die ich als Individualläufer bisher nicht oder weniger ausgeprägt beachten musste.

Genauer?
Stichworte: Verantwortung, soziale Dynamik, Motivation, Heterogenität der Teilnehmenden etc. Da spüre ich auch, dass mir die Erfahrung mit der Gruppe bisher fehlte und ich bin mir sicher, dass ein guter Leiter ein erfahrener Leiter ist. Die erfolgten Ausbildungen sind deshalb ideal.

Du hast dich schon früher für andere eingesetzt. Stichwort Pacemaker.
Diese Funktion übe ich in der Tat regelmässig aus. Das Pacemaking macht Spass und ergänzt meine Trainingsaktivitäten in idealer Weise. Im Vordergrund steht dabei, andere Läuferinnen und Läufern dabei zu unterstützen, ihre individuellen Ziele zu erreichen.

Kannst du den Läufer Diego Torriani vor den Kursen und jetzt unterscheiden?
Das ist ein völlig anderer Läufer unterwegs. Mir kommt es vor, als hätte ich vor den Ausbildungskursen wenig Ahnung vom Laufen gehabt und lief einfach drauflos. Ich erlebe nun das Lauferlebnis ganzheitlicher und kann die individuellen Fortschritte meiner (mit-)Läuferinnen und Läufer nicht nur im Hinblick auf ihre körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch bezüglich ihrer Lauftechnik, Ausdauer und mentalen Stärke besser nachverfolgen und sie weiterbringen.

Wie profitierst du selber?
Ich sehe, welche Fehler ich machte. Etwa, wie ich oft im falschen Tempobereich unterwegs war. Gleichzeitig erkenne ich aber auch, dass vieles von früher ganz ok war. Und eine Erkenntnis zeigt sich: Ich sollte mehr Krafttraining einbauen.

Der Aspekt Gesundheit hat in dieser Ausbildung einen zentralen Stellenwert. Was heisst das für dein Laufen?
Ich bin achtsamer unterwegs. Ich glaube, mit dem heutigen Wissen, hätte ich einige gesundheitliche Rückschläge abfedern oder vermeiden können. Mir fehlte schlicht das Wissen. Ich bin jetzt vielseitiger, strukturierter, zielorientierter unterwegs. Ich bin auf gutem Weg, einen idealen Mix zu finden für einen 42-Jährigen ambitionierten Breitensportler.

Du siehst das in einem grösseren Zusammenhang?
Genau. Ich wünsche jedem Läufer und jeder Läuferin, ja Menschen, dass er oder sie zu so einer Kognition, einer Erweiterung seiner Wahrnehmung kommt.

Kannst du als «neuer» Läufer einen Tipp weitergeben?
Die Motivation ist das Wichtigste. Du sollst nie mit dem Gefühl an etwas herangehen, du müsstest dies und das tun. Auf den Laufsport bezogen gibt es verschieden Typen mit unterschiedlicher Motivation: Die einen laufen zum Wohle ihrer Gesundheit, oder auch nur zur Freude, andere laufend zum Zweck des Wettkampfes und der Leistung, ihres Aussehens und/oder der Ästhetik. Ich bin überzeugt, dass jede und jeder während und nach einer Trainingseinheit eine entspanntere und bessere Gefühlslage erreicht. Das Laufen manifestiert sich somit sowohl der körperlichen als auch der geistigen Gesundheit zuträglich. Das gilt es anzustreben.

Wie siehst du dein Engagement als Running-Leiter?
Das wird sich noch konkretisieren. Ich bin offen und weiss noch nicht, wohin mein Weg führt. Das ist eine spannende Phase. Ein Projekt habe ich mit meiner Frau in Angriff genommen: Die Vorbereitung ihres nächsten Marathons. Ich schreibe ihr den Trainingsplan. Und sie wie ich sind gespannt, ob die Rechnung aufgeht. Sie will sich um neun Minuten verbessern und im nächsten September in Berlin die 3:30-Stunden knacken.

 

Das Gespräch mit Diego Torriani führte Jörg Greb

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